Die Kaffeepflanze existiert seit Hunderttausenden von Jahren. Doch seit wann soll der Mensch diese Pflanze tatsächlich kennen? Der Legende nach soll im 9. Jh. in der Kaffa-Region in Äthiopien eine Ziege die die Kaffeepflanze entdeckt haben. Anderseits haben Archäologen im Gebiet des heutigen Tschads 14.000 Jahren alte Reste von Kaffeebohnen gefunden, die auf einen Verzerr hinweisen. Die Geschichte mit der Ziege hat sich übrigens durchgesetzt. Davon gibt es mehrere lustige Versionen. Fest steht auch, dass der Ursprung der Kaffeepflanze Äthiopien ist.
Die Kaffeepflanze oder die Gattung Coffea gehört der Familie der Rubiaceae (Rötegewächse) an. Bis heute wurden mehr als 120 Coffea-Arten entdeckt. Einige davon sind Liberica, Eugeniodes, Arabica, Excelsa, Stenophylla und Canephora, die als Robusta bekannt ist.
Wahrscheinlich hast du bereits von Arabica und Robusta gehört, denn genau diese beiden Arten decken ca. 98% des weltweiten Kaffeebedarfs ab. In den letzten Jahren wurden durchschnittlich 10 Millionen Tonnen Rohkaffee produziert, wobei Arabica etwa zwei Drittel und Robusta etwa ein Drittel ausmacht.
Das bedeutet jedoch nicht, dass andere Kaffeearten nicht angebaut werden. Diese sind lediglich nicht für den internationalen Handel bestimmt, werden aber trotzdem in kleinsten Mengen, meist im selben Anbauland, konsumiert. In den letzten Jahren wurden Exoten wie Eugeniodes oder Liberica in Barista-Meisterschaften auf höchstem Niveau gebrüht.
Ich hatte sogar einmal das Vergnügen, Eugeniodes zu probieren. Der Preis für diese Rarität war bei 500 Euro das Kilo! Damals handelte es sich um ein limitiertes Lot von Five Elephants. Vor über 25.000 Jahren hat sich diese Ur-Art mit der über 100.000 Jahre alten Robusta (eigentlich Canephora) gepaart und eine neuartige Coffea-Art erzeugt, die heute für ihre Geschmackskomplexität gefeiert wird: die Coffea Arabica! Interessanterweise liegt der Koffeingehalt von Eugeniodes genau zwischen Arabica und Robusta.
Es war die Coffea Arabica, welche zuerst in Äthiopien entdeckt wurde und auch dort ihren Ursprung hat. Robusta wurde in der Not im Jahr 1898 im Kongo unter der belgischen Kolonialherrschaft entdeckt. Dies geschah als die fragile Arabica-Pflanze vom Kaffeerost stark befallen wurde, suchte mach nach einer alternative Kaffeepflanze.
Robusta wächst in tieferen Lagen, ist aufgrund des höheren Koffeingehalts als Arabica resistenter gegen Krankheiten und toleriert auch mehr Hitze und Feuchtigkeit. Warum sprechen dann alle überhaupt von Robusta statt von Canephora? Tatsächlich ist Robusta eine Varietät! Die bekannteste und meistangebaute aller Varietäten unter der Art Coffea Canephora.
Eine andere Realität ist, dass man sich lange Zeit nicht die Mühe gemacht hat, das Potenzial der Canephoras auszuschöpfen. Doch in den letzten Jahren hat sich etwas getan. Spezialitäten-Canephoras, die deutlich mehr Komplexität aufweisen können, sind im Kommen und wurden auch in Barista-Meisterschaften präsentiert.
Einerseits ist die stetige Experimentierfreudigkeit ein Grund dafür, doch die Motivation, hochwertigere Canephoras (oder eben Robusta) zu bevorzugen, hat auch mit der bekannten Thematik des Klimawandels und der Erderwärmung zu tun.
Während die klimatischen Bedingungen für Arabica sich verschlechtern steigt die Nachfrage für Kaffee immer weiter. Aus diesem Grund wird auch seit Jahrzehnten vielen Ressourcen in der Forschung eingesteckt, um resistentere Pflanzen-Varietäten für ein bestimmtes Terroir und Klima zu entdecken oder entwickeln. Zum Beispiel wurden Arabica- und Canephora-Varietäten gekreuzt, um diesen Effekt zu erhalten. Die Varietät Catimor ist auch als resistente Varietät bekannt. Dabei wurden die Varietät Timor und die Varietät Caturra künstlich gekreuzt. Beides sind offiziell Arabica-Varietäten. Doch im Timor stecken auch Robusta-Gene. Eine Varietät, die ganz natürlich aus einer Arabica und Robusta-Pflanze entstanden ist und auf der Insel Timor im Jahr 1920 entdeckt wurde.
Stenophylla könnte ebenfalls eine vielversprechende Kaffeeart sein, um den zukünftigen Bedarf zu decken. Ursprünglich aus Sierra Leone, Westafrika, stammend, gedeiht Stenophylla in höheren Lagen ähnlich wie Arabica. Wie Robusta zeigt sie eine bemerkenswerte Resistenz gegen Krankheiten. Geschmacklich verspricht sie ebenfalls viel. Derzeit befindet sich diese Kaffeeart noch in den Anfängen und benötigt Zeit, bis das Vertrauen der Produzenten in Stenophylla wächst.
Solltest du die Gelegenheit etwas anders als die bekannte Arabica zu probieren, zögere nicht es bewusst zu tun. Du kannst zum Beispiel mit einem Spezialitäten Canephora starten, welche immer mehr zugänglicher sind.
Bleiben wir offen und gespannt was sich in der Welt der Kaffeearten tut. Denken und handeln wir nachhaltig, und hoffen, dass unser geliebten Kaffee noch lange erhalten bleibt. Solltest du irgendwann einer Kaffeeverpackung mit 100% Coffea Canephora oder sogar Coffee Stenopfhylla begegnen, dann weisst, was dahinter steckt und dass es sich tatsächlich noch um Kaffee handelt.
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