Was Kaffee für mich bedeutet

"Nichts Besonderes. Ich trinke Kaffee nur selten, meistens nur, wenn er mir bei Verwandten angeboten wird. Da kann ich ja schlecht nein sagen. Im Büro trinke ich so gut wie nie Kaffee. Ist ja sowieso nicht gesund..." Tatsächlich hätte mein früheres Ich so geantwortet.

Als gebürtiger Italiener sollte Kaffee eigentlich ein offensichtlicher Teil meiner Kultur sein. Es war auch nicht so, dass ich Kaffee nicht mochte. Als Kind gab es ab und zu einen Latte Macchiato: heisse Milch mit einem Schluck Kaffee aus der Moka. Ein cleverer Weg, Kinder an den feinen und unverkennbaren Geschmack heranzuführen und so die Tradition am Leben zu halten.

Was bedeutet Kaffee nun für mich? Diese Frage habe ich mir schon einige Male gestellt, und die Antworten waren für mich teilweise so tiefsinnig und emotional, dass ich beschlossen habe, sie in diesem Blog festzuhalten und mit dir zu teilen. Denn Kaffee ist weit mehr als nur ein Getränk in deiner Tasse. Er ist der Anlass für gemeinsame Momente mit anderen Menschen und mit dir selbst.

Kindheitserinnerungen

Das Highlight nach meiner Ankunft in meinem Heimatort in Sizilien war es, Nonno und Nonna zu umarmen. Das gab mir ein unbeschreibliches Gefühl von Wärme, Liebe und Geborgenheit. In den Morgenstunden war mein Grossvater oft auf der Piazza unterwegs – ein öffentlicher Platz, der oft als sozialer Treffpunkt dient. Ich erinnere mich an seine Augen voller Freude, wenn er mich nach langer Zeit wieder sah. Einmal sass er allein auf einer Bank, und ich fragte ihn, wo seine Freunde seien. Er antwortete: "Meglio solo che male accompagnato," was bedeutet: "Lieber ist man alleine als in schlechter Gesellschaft." Wenn er jedoch Gesellschaft hatte, stellte er mich stolz seinen Begleitern vor, und gleich danach folgte die Einladung zum "Caffè" in seiner Stammbar.

Nach dem Mittagessen war dann meine Grossmutter an der Reihe, den Kaffee aus der Moka einzuschenken. In den heissen Sommermonaten gab es "Caffè Freddo," direkt aus dem Tiefkühler, nach einer kurzen Auftauzeit.

Heute bleiben mir diese schönen Erinnerungen. Wenn ich jedoch durch die engen, mit Steinen gepflasterten Gassen meines Dorfes schlendere, zaubert mir der unverwechselbare Moka-Geruch ein Lächeln ins Gesicht, und ich stelle mir vor, dass in diesem Augenblick irgendwo Kaffee-Momente wie meine damals entstehen.

Am Anfang die Arbeit, dann die Berufung

Irgendwann kam der Tag, an dem ich mich auch beruflich mit Kaffee beschäftigen sollte. Ich war unter anderem im Produktentwicklungsteam für Haushalts-Espressomaschinen tätig. Als "Nicht-Kaffeetrinker" tastete ich mich langsam in dieses Neuland vor. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Ich wusste nur, dass das Thema komplex sein würde, und ich war bereit zu lernen, um mich optimal in die Rolle des Home Baristas hineinversetzen zu können. Der Rest ist Geschichte, und zum Glück habe ich bis heute noch nicht ausgelernt.

In meinem nächsten Karriereschritt stand diesmal der Kaffee im Mittelpunkt. Aus Liebe zum Kaffee wollte ich neue Horizonte erkunden und einfach mehr darüber lernen und erfahren.

So kam es, dass ich als ehemaliger Produktmanager zu einer Rösterei wechselte, wo ich tagtäglich unseren Gastro-Kunden einen hohen Qualitätsstandard im Ausschank sicherte. In Barista-Schulungen vermittelte ich Fachwissen, Methodik und vor allem meine Leidenschaft für dieses wunderbare Naturprodukt. Dass ich dabei viele gute Menschen kennenlernen konnte, war Bereicherung genug, um für Kaffee zu arbeiten.

Kaffee schafft gute Momente

Wie wäre mein Leben heute ohne Kaffee? Bestimmt hätte ich mich sowohl privat als auch beruflich in eine ganz andere Richtung entwickelt, andere Menschen kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Ich weiß es nicht genau. Was ich aber ziemlich sicher weiss, ist, dass es mit Kaffee besser geht. Ich meine nicht nur, sich auf einen Kaffee zu treffen und über Gott und die Welt zu reden, sondern auch die grenzenlosen Verbindungen, die durch die gemeinsame Liebe zum Kaffee entstehen können.

In einem Coffee-Shop mit dem Barista, bei einem Cupping-Event, auf einem Coffee-Festival oder bei Meisterschaften mit Röstern und Produzenten – oder einfach mit Menschen, die Kaffee lieben oder sich inspirieren lassen wollen – ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich Freunden und Bekannten, die Kaffee nur als Getränk kennen und genießen, dieses Naturprodukt näherbringen möchte. Bis jetzt fanden es alle spannend, oder zumindest war das mein Eindruck.

Kaffee ist einfach ein Eisbrecher und eröffnet viele Möglichkeiten zum Austausch (und es muss natürlich nicht immer nur um Kaffee gehen). Die Community ist insgesamt gut drauf, und wenn man sich trifft, hat es etwas Feierliches dabei.

Wie man so schön sagt: Gleiches zieht Gleiches an, und diese Leidenschaft kann man förmlich spüren.

Mehr Bewusstsein für die Natur

Kaffee hat mir in den letzten Jahren nicht nur viele Begegnungen mit interessanten Menschen beschert, sondern auch meine Verbindung zur Natur vertieft.

Meine Neugierde für Kaffee hat mir auch die Augen für andere Naturprodukte geöffnet. Was wächst wo? Wann wird es geerntet? Welche Aufbereitungsprozesse gibt es? Wie schmeckt was?

Es ist immer wieder spannend, Parallelen zu anderen Naturprodukten zu finden. Nehmen wir Kakao als Beispiel: Die Anbaugebiete sind oft sehr ähnlich, und auch die Kakaobohnen werden wie Kaffee in der Sonne getrocknet. Es gibt sogar Produzenten, die sich von den Aufbereitungsprozessen der Weinproduktion inspirieren lassen und diese auf ihren eigenen Kaffee übertragen, um neuartige Geschmacksrichtungen zu entwickeln – wie etwa Anaerobe Fermentation oder Carbonic Maceration.

Und was bedeutet Kaffee für dich?

Vielleicht hast du in meinem Beitrag deine eigenen Parallelen gefunden. Vielleicht konnte ich dich in einigen Dingen inspirieren oder vielleicht trinkst du einfach gerne Kaffee – und das ist auch gut so. Wenn du möchtest, kannst du unten in den Kommentaren deine eigene Bedeutung für dieses wundervolle Getränk und Naturprodukt teilen. Das würde mich freuen und interessieren!